Verhütung ohne Hormone nach dem Pille absetzen

Das Kondom als hormonfreies Verhütungsmittel hat 2023 die Pille als häufigste Verhütungsmethode abgesetzt. Das waren zumindest die Ergebnisse einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  (BZfG). Die über 18-jährigen greifen demnach häufiger wieder zu hormonfreien Verhütungsmitteln wie dem Kondom (53%) und lassen die Pille (38%) eher links liegen. 2007 waren die Zahlen noch quasi umgedreht. Doch woher kommt dieser neu gefundene Wunsch nach hormonfreier Verhütung?

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Was sagt die BZfG zu dem wachsenden Wunsch nach hormonfreien Verhütungsmitteln?

Die BZfA erklärt den Wandel hin zu hormonfreien Verhütungsmitteln durch eine zunehmend kritische Einstellung gegenüber hormoneller Kontrazeptiva. So gaben auch 61% der befragten an von der Pille -negative Auswirkungen auf Körper und Seele – zu erwaten. Außerdem gab ein Viertel der Befragten an, dass die Verträglichkeit für sie das wichtigste Kriterium bei der Wahl des Verhütungsmittels sei. Angesichts dieser Aussagen ist es nachvollziehbar, dass Methoden bevorzugt werden, die den natürlichen Hormonhaushalt nicht beeinflussen, da diese als weniger invasiv wahrgenommen werden. Doch wie gut sind hormonfreie Verhütungsmethoden im vergleich zu Hormonellen? Welche gibt es und wie steht es um ihre Sicherheit ?

Du möchtest mehr zur Studie der BZfA wissen? Hier findest Du die Auswertungen und Ergebnisse der BZfA-Studie.

Studie zur Verhütungsvorliebe und zu hormonfreien Verhütungsmitteln

Sicherheit von hormonfreien Verhütungsmethoden

Um einen Überblick über die Sicherheit von hormonfreien und hormonellen Verhütungsmittel wird meistens der sogenannten Pearl-Index genutzt. Der Pearl-Index ist eine Zahl, die angibt, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Er zeigt an, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz der Verwendung dieser Methode schwanger werden. Ein niedriger Pearl-Index bedeutet, dass die Methode sehr sicher ist, während ein hoher Pearl-Index darauf hinweist, dass die Methode weniger zuverlässig ist. Sozusagen ist die Versagerqoute einer Methode der Richtwert nach dem die Sicherheit bewertet wird.
Hormonelle Verhütungsmittel werden in diesem Zug meists als besonders sicher benannt. Im Vergleich zu sanden Methoden schneiden sie aber gar nicht so viel besser ab. Im nächsten Abschnitt findest Du eine Tabelle mit allen Pearl-Index-Zahlen im Überblick.

Tabelle überspringen.

Verhütungsmethode Pearl-Index – perfect-use typical-use
Kombinationspille 0,2 – 0,7 7
Hormonring (Vaginalring) 0,4 – 0,65 7
Hormonpflaster 0,9 7
Östrogenfreie Pille 0,4
Minipille 0,5 – 3 7
Hormonimplantat 0,14
Levonorgestrel-Intrauterin-System (Hormonspirale) 0,14 – 0,4 0,7
Dreimontasspritze 0,3
Kupferspirale 0,2 – 2 0,8
Kupferkette 0,1 – 0,5 0,2
Kondom 0,5 – 12 13
Andere Barrieremethoden (z.B. Femidom) 2,4 – 25 21
Sterilisation Frau 0,2 – 0,3 0,5
Sterilisation Mann 0,1 0,15
NFP-Methoden 0,4 – 1,8 2
Coitus Interruptus 4-18 20
Keine Verhütung 85 85

Pearl-Index: So einfach ist das nicht.

Der Pearl-Index gibt zwar eine Einschätzung zur Sicherheit einer hormonellen oder hormonfreien Verhütungsmethode, aber er hat einen großen Nachteil. Er misst nur die Versagerquote bei perfekter Anwendung, also bei „perfect use“. Verschiedene Verhütungsmethoden erfordern jedoch unterschiedliche Verantwortlichkeiten der Nutzer. Zum Beispiel musst du als Pillennutzerin jeden Tag zur gleichen Zeit deine Pille einnehmen oder regelmäßig an den Vaginalring denken. Wenn du die Pille oder den Vaginalring vergisst, beeinträchtigt das die Sicherheit deiner Verhütungsmethode. Diese typischen „Anwenderfehler“ werden im Pearl-Index jedoch nicht berücksichtigt. Der Sicherheitswert gilt also nur, wenn dir nie ein Fehler unterläuft. Um dies auszugleichen, gibt es einen weiteren Wert, den sogenannten „typical use“, der genau diese Anwenderfehler mit einberechnet. Für eine realistische Einschätzung der Sicherheit ist es daher aussagekräftiger, sich auf den „typical use“ zu verlassen anstatt auf den „perfect use“.

Du möchtest mehr über den Pearl-Index erfahren? Hier gibt es einen ausführlichen Beitrag zum Pear-Index und der Sicherheit Deiner Verhütungsmethode!

Welche hormonfreien Verhütungsmethoden gibt es?

Du interessierst Dich für hormonfreie Verhütungsmethoden, weißt aber gar nicht genau wie groß Deine Auswahl ist. Wir gehen im folgenden auf die wichtigsten hormonfreien Verhütungsmethoden ein.

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Kupferspirale

Die Kupferspirale, auch bekannt als Intrauterinpessar, ist eine sehr sichere, hormonfreie Verhütungsmethode. Sie wird von einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin direkt in die Gebärmutter eingesetzt und kann dort bis zu fünf Jahre verbleiben. Die Kupferspirale sieht aus wie ein T-förmiger Kunststoffstab, der am Ende mit etwas Kupferdraht umwickelt ist.

Die Wirkung der Kupferspirale beruht auf der kontinuierlichen Abgabe von winzigen Kupferionen. Diese Kupferabgabe in der Gebärmutter ist vollkommen unbedenklich, da Kupfer ein Spurenelement ist und die abgegebene Menge viel geringer ist als die, die du täglich über die Nahrung aufnimmst. Die Kupferionen hemmen die Beweglichkeit der Spermien und verändern die Gebärmutterschleimhaut, sodass sich keine Eizelle einnisten kann.

Für Menschen mit Endometriose ist die Kupferspirale jedoch nicht geeignet, da sie die Periode leicht verstärken kann.

Kupferkette GyneFIX®

Die Kupferkette GyneFIX® gehört zwar auch zu den Kupferspiralen und Intrauterinpessaren, ist aber doch etwas anders. Im Grunde handelt es sich bei der Kupferkette um eine Weiterentwicklung der klassischen Kupferspirale. Der erste Unterschied liegt im Aufbau und Design der Kupferkette. GyneFIX® verzichtet auf einen starren T-Rahmen und verwendet stattdessen einen dünnen Nylonfaden, auf dem je nach Modell unterschiedlich viele Kupferhülsen aufgereiht sind. Dank dieses Designs ist die Kupferkette das kleinste und nebenwirkungsärmste Intrauterinpessar.

Eingesetzt wird die Kupferkette von speziell dafür ausgebildeten GyneFIX®-Ärzten und -Ärztinnen. Die Wirkweise funktioniert genauso wie bei der Kupferspirale: Die Kupferionen hemmen die Beweglichkeit der Spermien und verhindern die Einnistung einer Eizelle. Bei der Anwendungsdauer gibt es jedoch Modelle für 5 oder sogar 10 Jahre.

Das Beste daran ist, dass Anwendungsfehler ausgeschlossen sind. Nach dem einmaligen Einsetzen musst du nicht mehr daran denken.

Diaphragma und Portiokappe

Das Diaphragma und die Portiokappe gehören zu den hormonfreien Barrieremethoden, die physikalisch verhindern, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen.

Beim Diaphragma gibt es Modelle, die individuell angepasst werden, sowie Einheitsmodelle, die laut Herstellerangaben für etwa 90% der Frauen passen. Wichtig ist, dass die Verhütungssicherheit stark von der korrekten Passform abhängt. Deshalb sollte die Passgröße alle 1-2 Jahre kontrolliert werden. Nach einer Geburt oder starken Gewichtsveränderungen muss das Diaphragma neu angepasst werden.

Die Portiokappe ähnelt einem Fingerhut und sitzt etwas fester als das Diaphragma. Sie besteht aus Hartgummi, festem Plastik oder Latex. Es ist ratsam, die Passform von einem Arzt oder einer Ärztin überprüfen zu lassen und regelmäßig zu kontrollieren.

Anwendung von Portiokappe und Diaphragma:
Beide Methoden sollten idealerweise vor dem Geschlechtsverkehr mit einem Spermizid eingecremt und dann tief in die Scheide eingeführt werden. Das Ziel ist, den Muttermund zu bedecken und so das Eindringen von Spermien zu verhindern. Diaphragma und Portiokappe sollten frühestens 8 Stunden und spätestens 12 Stunden nach dem letzten Geschlechtsverkehr entfernt werden. Nach jedem Gebrauch sollten sie gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden.

Die Verantwortung der Anwenderin ist bei diesen hormonfreien Methoden hoch, da die Verhütungssicherheit stark von einem exakten Sitz abhängt.

Kondom und Femidom

Das Kondom besteht aus einer hauchdünnen, aber sehr reißfesten Latexhaut. Du kannst es einfach in Supermärkten, Kiosken oder Drogeriemärkten kaufen. Kondome werden vor dem Geschlechtsverkehr über den erigierten Penis abgerollt. Wichtig ist, dass nicht jedes Kondom für jede Größe geeignet ist. Mit dem sogenannten Kondometer lässt sich die richtige Kondomgröße bestimmen.

Das Femidom ist das Kondom für die Frau. Es ist etwa 18 cm lang, besteht aus einem dünnen, reißfesten Kunststoff und ist mit zwei Ringen ausgestattet. In der Anwendung ist es etwas komplizierter als das Kondom. Ein Ring wird außerhalb der Scheide platziert, während der andere wie ein Diaphragma eingeführt wird. Danach sollte überprüft werden, ob das Femidom glatt an den Wänden liegt und sich nicht verdreht hat. Nach dem Geschlechtsverkehr sollte der äußere Ring zwei- bis dreimal verdreht werden, bevor das Femidom herausgezogen wird.

Das Kondom bietet als einziges Verhütungsmittel auch Schutz vor Geschlechtskrankheiten und teilweise vor einer HPV-Infektion.

Natürliche Familienplanung (NFP)

Diese hormonfreie Verhütungsmethode erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Bei der Natürlichen Familienplanung (NFP) geht es darum, verschiedene Körperzeichen zu messen und zu analysieren, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Zu den Körperzeichen gehören die Basaltemperatur (Körpertemperatur morgens nach dem Aufwachen) sowie die Beobachtung des Cervixschleims. Die Daten sollten dann in einem Kalender händisch oder in einer App eingetragen werden. Viele nutzen zur Unterstützung auch einen Verhütungscomputer. Inzwischen gibt es auch Verhütungscomputer, die über Nacht in die Vagina eingeführt werden und morgens die Daten automatisch an eine App übertragen.

NFP setzt sich aus verschiedenen Methoden zusammen, wie der Basaltemperaturmethode, der Billingsmethode, der Kalendermethode und der symptothermalen Methode. Einzeln angewandt bieten sie keine hohe Verhütungssicherheit, aber in Kombination können sie, richtig angewandt, sicher vor einer Schwangerschaft schützen.

Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass du deinen Körper und seine Abläufe richtig kennen und verstehen lernst. Trotzdem erfordert NFP einen relativ regelmäßigen Lebensstil und eine sehr pflichtbewusste Handhabung.

Coitus interruptus

Beim Coitus interruptus handelt es sich um eine der unsichersten hormonfreien Verhütungsmethoden. Dabei zieht der Partner seinen Penis kurz vor der Ejakulation aus der Vagina zurück, um zu verhindern, dass das Ejakulat in die Vagina oder den Scheidenvorhof gelangt. Die Idee dahinter ist, dass dadurch die Spermien daran gehindert werden, zur Eizelle im Eileiter vorzudringen.

Das Problem? Bereits vor dem Orgasmus können Spermien austreten. Dies kann passieren, wenn der letzte Samenerguss nicht lange zurückliegt, aber auch weil das Präejakulat bereits Spermien enthalten kann. Zudem erfordert diese Methode eine hohe Willensstärke und Körperbeherrschung vom Mann, was in der Hitze des Moments oft schwer zu gewährleisten ist.

Ein weiteres Risiko ist, dass diese Methode keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten bietet. Außerdem ist sie in ihrer Anwendung sehr fehleranfällig, da es schwierig sein kann, den richtigen Zeitpunkt zum Zurückziehen zu erkennen. Insgesamt ist der Coitus interruptus also keine verlässliche Methode zur Verhütung.

Sterilisation

Die Sterilisation ist eine hormonfreie Verhütungsmethode, die darauf abzielt, dauerhaft unfruchtbar zu machen. Sie erfolgt durch einen operativen Eingriff. Weltweit ist die Sterilisation der Frau (Tubensterilisation) die am häufigsten verwendete Methode zur Verhütung. Die Sterilisation des Mannes (Vasektomie) wird im Vergleich dazu deutlich seltener durchgeführt, obwohl der Eingriff wesentlich einfacher und unkomplizierter ist.

Tubensterilisation: Dieser Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa eine Stunde. Dabei werden die Eileiter der Frau entweder durch Hitze verschweißt (Elektrokoagulation) oder mit einem Clip abgeklemmt. Dadurch wird der Weg der Eizelle zum Eileiter blockiert, und die Samenzellen können ihr Ziel nicht mehr erreichen. Der Eisprung findet weiterhin statt, aber das Ei gelangt in die Bauchhöhle und wird dort vom Körper problemlos abgebaut.

Vasektomie: Dieser Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert ungefähr eine Stunde. Dabei werden die Samenleiter durchtrennt, sodass keine befruchtungsfähigen Spermien mehr austreten können. Nach dem Eingriff ist der Mann nicht sofort zeugungsunfähig, da sich im Samenleiter noch befruchtungsfähige Spermien befinden können. Deshalb sollte nach dem Eingriff etwa 4-5 Monate zusätzlich verhütet werden, bis alle Samenfäden ausgestoßen sind.

Die Sterilisation bietet eine dauerhafte Verhütungslösung. Daher sollte die Entscheidung dafür nur getroffen werden, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht und die Familienplanung vollständig abgeschlossen ist.

1 Langbein, Kurt/ Martin, Hans-Peter/ Weiss, Hans: Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der Arzneimittel. Ein kritischer Ratgeber. Köln 2014, S. 849.

2 http://www.profamilia.de/erwachsene/verhuetung.html

3 https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/pressemitteilungen/daten_und_fakten/Infoblatt_BZgA-Studiendaten_Verh%C3%BCtungsverhalten_2023.pdf

4 J.M. Wenderlein: Kombinationspillen von Kondom-Nutzung „verdrängt“: Mit somatischen und psychosozialen Folgen. Gyne.2024.

5 C.A. Pontones, P.G. Oppelt: Hormonphobie bei Jugendlichen. korasion – Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendgynäkologie. Erlangen. 2021.